Sehr verehrte liebe Menschen,
Goethe lässt Faust fragen, wer sein Gegenüber sei; daraufhin
Mephistopheles:
[Ich bin] Ein Theil von jener Kraft,
Die stets das Böse will und stets das Gute schafft. (Verse 1336 f.)
Damit weitet Goethe unseren Blick auf das Wesen des Bösen. Gingen wir davon aus, dass das Böse einfach „nur böse“ sei, würden wir es völlig missverstehen. Woher kommen die Widersachermächte? Wie alles geht auch das Böse aus Gott hervor! Erst diese Erkenntnis bringt uns in ein rechtes Verhältnis zum Sinn des Bösen. Es ist ein „not-wendiger“ Gedanke für die Gegenwart: dieser Gedanke kann buchstäblich manche Not wenden.
Im Faust macht Goethe den Sinn des Bösen deutlich, wenn er Gott zum Teufel sprechen lässt:
Der Herr:
Ich habe deines gleichen nie gehaßt. […]
Des Menschen Thätigkeit kann allzu leicht erschlaffen,
Er liebt sich bald die unbedingte Ruh;
Drum geb’ ich gern ihm den Gesellen zu,
Der reizt und wirkt, und muß als Teufel schaffen. (Verse 343 ff.)
Gott hasst nicht – selbst das Böse nicht. Sondern er hat es uns „gerne“ gegeben – für uns, damit unsere „Thätigkeit“ nicht erschlaffe. Denn im passiven Konsum verendet unser Menschsein. So ist das Böse aus der Perspektive Gottes nicht gegen uns – es ist um unse-rer Entwicklung Willen da, als Hilfe, um das wahrhaft Gute aus uns „herauszufordern“.
Seien wir wach, so wach wir können, damit wir das kostbare Leben nicht verschlafen, dass leben wirklich zum aktiven Verb wird. Denn, ob die Macht des Bösen zur Kraft des Guten wird – das liegt in der wachen Freiheit von jedem von uns, in jedem Moment aufs Neue.
Jeder Augenblick gibt uns die Chance, das Beste aus ihm zu machen.
Wir wünschen Ihnen von Herzen Freude an jeder „augenblicklichen Möglichkeit“ –
Ihre Priester Arianne Hornemann – Laurens Hornemann – Kaori Mogi