Die Christengemeinschaft ist eine weltweit verbreitete, freie Gemeinschaft. In ihr finden Menschen einen modernen spirituell-religiösen Weg. Im Zentrum stehen Rituale, die in andächtiger Stille einen Gebets-Raum eröffnen, in dem tiefe Seelenruhe gefunden werden kann; durch die kontemplative Stimmung wird das Innerste erreicht und so die Verbundenheit mit dem Göttlichen erfahren und belebt. Das Hauptritual, das im Zusammenhang zu den weiteren wie die Sonne zu den Planeten steht, ist eine und heißt entsprechend „Menschenweihehandlung“. In ihr finden das Evangelium, das Gebet und die Vereinigung mit dem Göttlichen einen würdigen Andachtsort.
Die Freiheit jedes einzelnen Menschen wird als höchstes Gut geachtet; es gibt weder eine verpflichtende Dogmatik, geistige Hierarchie, noch moralische Verhaltensregeln. Die Gemeinde hat Glaubensfreiheit, die Priester haben Lehrfreiheit. Es wird nicht missioniert. Mitglied kann werden, wer volljährig ist. Es gibt kein Zölibat. Das Priestertum der Frau und die vollständige Gleichberechtigung aller Menschen ist seit der Gründung 1922 verwirklicht. Das Gemeindeleben wird allein durch freiwillige Spenden ermöglicht. In Deutschland ist die Christengemeinschaft als Körperschaft des öffentlichen Rechtes (KdöR) eingetragen.
Diese Merkmale der Christengemeinschaft sind wichtig, aber am wesentlichsten zeigt sie sich durch die besonderen Gebetsrituale. Wer diese erlebt, erfährt unmittelbar, wer sie ist.
Alle Veranstaltungen sind öffentlich. Herzlich willkommen!
Eine kurze Einführung als PDF-Datei
Ausführliche Hintergründe
Entstehung
Nach dem Ersten Weltkrieg suchte eine Gruppe junger Menschen nach einer grundlegenden Wandlung des Bewusstseins. Ihnen war deutlich geworden, dass das innere Verhältnis zur Welt die wahre Ursache der Katastrophe gewesen war. Wer nicht bereit ist, die Wirklichkeit des Geistes anzuerkennen, muss damit zugleich die Existenz jeglicher Sinnhaftigkeit leugnen, muss das Leben für sinnlos halten – denn „Sinn“ ist eine über-sinnliche, geistige Tatsache, ist ein Bewusstseinsinhalt. Ohne Geist kein Sinn. Der Krieg war äußerlich zwar vorbei, aber das Verhältnis zum Dasein wurde immer mehr als sinnlos erlebt: Schon Kinder wurden darauf getrimmt, die Welt nur materiell, d.h. sinnlos zu verstehen.
Diese Art und Weise der Weltanschauung ebnete später den Weg zum Zweiten Weltkrieg; der Mensch wurde dann ausgesprochenermaßen nicht als geistiges Wesen, sondern als Materie, als Material behandelt. Dieses materialistische Verhältnis zum Leben war umso tiefgreifender, als es weniger aus einer Idee, als vielmehr aus einer Verarmung der Wahrnehmungsmöglichkeiten hervorging. Wer im Leben selbst ein lebendiges Gegenüber erlebt, zu welchem eine innige Beziehung gepflegt werden kann, wird sein gesamtes Handeln entsprechend einrichten. Die Vernichtung der Umwelt ist heute starker Ausdruck dieses abstrakten Lebensverhältnisses.
Rudolf Steiner hatte durch die Anthroposophie schon auf vielen Gebieten des Lebens revolutionäre Anregungen geben können. Diese führten zur erfolgreichsten Privatschulkette der Welt (Waldorfschulen), zu Erneuerungsimpulsen in der Medizin (Weleda, Wala, Dr.Hauschka u.a.), zu neuen Möglichkeiten, schauspielerisch und tänzerisch etwas auszudrücken (z.B. Eurythmie); zur Demeter-Landwirtschaft; zu Errungenschaften auf dem Gebiet der Architektur und zu vielem mehr. So wandten die jungen Menschen sich an ihn mit der Frage nach einer Erneuerung des religiösen Lebens. Mit der Anthroposophie hatte er einen Erkenntnisweg beschrieben, durch den der Sinn als geistige Tatsache erfasst und differenziert beschrieben werden kann. Er beschrieb durch seine Geisteswissenschaft, wie der Sinn des Lebens einmal Mensch geworden war – konkret und historisch. Und dass die Bibel diese Tatsache beschreibt und zur Offenbarung bringt. Rudolf Steiner half entscheidend, eine Gottesdienstform zu ermöglichen, in der dieses Wesen des Christus in besonderer Weise anwesend sein kann.
Der Glaube
Zeitgemäßer Glaube hat nichts mehr mit dem Gegenteil von Erkenntnis zu tun; er ist für den modernen Menschen die Beziehung des Menschen zu Gott. Ein Festhalten an Vorurteilen (Dogmen) erschwert diese Beziehung zum umfassendsten Wesen; lebendig wird der Glaube gerade in der unbefangenen, undogmatischen Wahrheits-Suche. Dieses Streben nach der Vereinigung mit der Wirklichkeit führt zum Glauben: das bewusste Sich-Verbinden mit dem Sinn des Lebens.
Für suchende Menschen
Mündige, geistig selbstverantwortliche Menschen finden in der Christengemeinschaft ein spirituell-religiöses Leben in freier Gemeinschaft. Sie haben Glaubensfreiheit wie die Priester Lehrfreiheit.Die Wahrheit und das Leben sind mehr als nur ein Gedanke, der Sinn des Lebens ist ein Wesen. Jeder ernsthaft suchende Mensch kann sich auf seinem Weg vom Wesen des Lebens begleitet fühlen. Dieses Wesen offenbart sich dem, der sich im Leben unbefangen auf den Weg zur Wahrheit begibt; es wird dieses Wesen vorzüglich durch die Bibel beschrieben. Es ist seinem Wesen nach über-konfessionell.
Die Bibel
Das Evangelium ist mehr als ein Buch; das ihm angemessene, meditative Sich-Vertiefen in seine Inhalte lässt bewusst Schritte machen auf dem Weg zu Dem, der von sich sagen kann: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Johannes-Evangelium). Das Evangelium kann dem strebenden Menschen Leben und das Leben für den suchenden Menschen zum Evangelium werden.
Die kultischen Rituale
Im Mittelpunkt des religiösen Lebens der Christengemeinschaft steht der Gottesdienst, der ein solches Verhältnis des Menschen zum Leben fördert, weil er selbst Evangelium („Frohe Botschaft“) ist. Im eucharistischen Mahl, dem Sakrament von Brot und Wein, bildet die Gemeinschaft den Raum für die Christus-Erfahrung. Durch diese Lebens-Erfahrung wird das Menschentum geweiht, kann der Mensch immer mehr Christ werden. Der Gottesdienst ist und heißt Menschenweihehandlung. Für die Lebensschritte werden als vollkommen erneuerte Sakramente außerdem gefeiert: die Taufe, die Konfirmation, die Beichte, die Letzte Ölung, die Trauung und die Priesterweihe.
Organisation
Zur Mitgliedschaft können sich Menschen im mündigen Alter entschließen. Finanziell wird die Christengemeinschaft von Spenden getragen; sie macht keinen Gebrauch von ihrer Möglichkeit, als Körperschaft des öffentlichen Rechtes (KdöR) Kirchensteuern zu erheben. Missionieren im Sinne von „andere Menschen überzeugen wollen“ ist ihrem Wesen fremd. Das Priestertum der Frau ist verwirklicht. Es wird kein zölibatäres Leben von den PriesterInnen gefordert. Die Christengemeinschaft dankt ihre Entstehung am Beginn des 20. Jahrhunderts dem mutigen Einsatz junger Theologen, die in der anthroposophischen Geisteswissenschaft Rudolf Steiners eine entscheidende Hilfe zur Erweiterung der Theologie und zur Erneuerung des religiösen Lebens fanden. Alle Gottesdienste und Veranstaltungen sind öffentlich.