Unser Gemeindeleben in Zeiten der Corona-Pandemie (3)

Es gibt so bange Zeiten,
Es gibt so trüben Mut,
Wo alles sich von weiten
Gespenstisch zeigen tut.

Es schleichen wilde Schrecken
So ängslich leise her,
Und tiefe Nächte decken
Die Seele zentnerschwer.

Die sichern Stützen schwanken,
Kein Halt der Zuversicht;
Der Wirbel der Gedanken
Gehorcht dem Willen nicht.

Der Wahnsinn naht und locket
Unwiderstehlich hin.
Der Puls des Lebens stocket,
Und stumpf ist jeder Sinn.

Wer hat das Kreuz erhoben
Zum Schutz für jedes Herz?
Wer wohnt im Himmel droben,
Und hilft in Angst und Schmerz?

Geh zu dem Wunderstamme,
Gib stiller Sehnsucht Raum,
Aus ihm geht eine Flamme
Und zehrt den schweren Traum.

Ein Engel zieht dich wieder
Gerettet auf den Strand,
Und schaust voll Freunden nieder
In das gelobte Land.

(Novalis: aus Geistliche Lieder)


Dortmund, 29. März 2020

Liebe Mitglieder und Freunde der Lukas-Kirche,

sicher haben viele von Ihnen gemerkt, wie die Natur weiter ihre Entwicklung in Gang setzt. Vorletzte Woche haben Kirschen und Magnolien geblüht und heute kommen hellgrüne Blätter aus leeren Zweigen von Bäumen.

Einerseits werden viele von uns mit der Notlage konfrontiert und müssen ihr eigenes Leben einschränken. Aber andererseits kann diese Einschränkung uns auch offene Momente schenken und neue Blicke in die Welt öffnen. Wir sehen z.B. mit welcher Schönheit und jungfrischen Kräften die Natur sich entfaltet. Vielleicht sehen wir heute mehr, was wir zuvor noch nicht gesehen und bemerkt haben.

Wir Pfarrer haben nun viele Gelegenheiten, mit den einzelnen Menschen aus der Gemeinde am Telefon ins Gespräch zu kommen. Wir dürfen erfahren, wie Sie, liebe Gemeinde, weiterhin tief mit den geistigen Impulsen und der Menschenweihehandlung, ohne sie direkt besuchen zu können, verbunden sind und daran arbeiten. So dienen wir trotz der Entfernung die tägliche Menschenweihehandlung (um 10 Uhr) weiter. Ihr großer Verzicht und Opferwille gehen voran.

Christus opfert sich jedes Jahr für unsere Erde und aufersteht an Ostern. Seine Tat ist nicht immer ersichtlich, aber nicht unmöglich von uns wahrgenommen zu werden. Wir sind sicher, dass wir auch in diesem Jahr gemeinsam mit Ihnen an der Lebens-Todes-Tat auf Golgotha teilhaben können und – in diesem Jahr vielleicht mehr – mit Christus für die Verwandlung der Erde mitzuwirken aufgefordert sind.

In tiefer Verbundenheit grüßt
Ihre Pfarrerschaft   Arianne Hornemann, Laurens Hornemann und Kaori Mogi                                                                                                                                                      

Am Karfreitag um 15 Uhr halten wir die Lesung zur Todesstunde. Wer möchte, kann in der Zeit eine Kerze anzünden und dabei z. B. das Johannes-Evangelium und 19. Kapitel lesen.