Gemeindebrief – Juni 2020

Verehrte liebe Menschen,

es gibt die verschiedensten Möglichkeiten, sich zu unserer Gegenwart zu stellen. – Mit diesem Satz sind bereits zwei wichtige Erkenntnisse gegeben: es gibt unterschiedliche Verhältnisse und wir haben die Wahl. Wenn wir soweit kommen, dann ist die dritte Erkenntnis naheliegend: Wählen wir doch eine positive Beziehung zur Gegenwart! Eine solche können wir so beschreiben:

Wir erleben seit Monaten eine ganz besondere, eine neue Zeit. Es passieren Dinge, die in den Historien fehlen. Wir dürfen in Echtzeit, live und in Farbe erfahren, was später in Geschichtsbüchern gelesen wird. Es geschieht gerade – neben allem anderen – eine zukünftige Gegenwart, nach vorne offen, gestaltungsfähig. Lohnt es sich zu jammern über den Verlust einer Vergangenheit, die wir damals auch schon fortjagen wollten? – Viele Menschen spüren: die Dekadenz unserer Zeit, in der wir im Wohlstandsmüll steckend Ratgeber brauchen zur Beratung, welche Ratgeber am besten helfen bei der Bewältigung zu viel freier Zeit, einer übergroßen Auswahl in allen Bereichen, der Massen an Materie, die uns besitzt (während wir meinen, diese zu besitzen). Tausend Dinge mit “Bedienungsanleitung” haben wir, dabei sollten sie eigentlich uns dienen – diese Dekadenz kann doch unmöglich so weitergehen!

Das gegenwärtige Weltgeschehen kann nur durch spirituelles Denken erfasst und in einem durchgeistigten Fühlen miterlebt werden, damit alle Angst vor dem Leben – zu dem Leid, Krankheit und Sterben gehören – überwunden wird.

Passend dazu schreibt Rainer Maria Rilke im Herbst 1913 in seinen Gedichten an die Nacht:

Ist Schmerz, sobald an eine neue Schicht
die Pflugschar reicht, die sicher eingesetzte,
ist Schmerz nicht gut? Und welches ist der letzte,
der uns in allen Schmerzen unterbricht?

Wieviel ist aufzuleiden. Wann war Zeit, das andre, leichtere Gefühl zu leisten?
Und doch erkenn ich, besser als die meisten
einst Auferstehenden, die Seligkeit.

Liebe Menschen unserer Gemeinde, um uns zu üben in spirituellem Erleben veranstalten wir alles, worauf dieses Gemeindeprogramm hindeutet. Seien Sie herzlich eingeladen!

Mit Beginn der Sommerferien findet die Weihehandlung sonntags wieder um 10 Uhr statt. Auf der Suche nach dem Wesentlichen haben wir bereits einen neuen Versuch begonnen, dass wir viele unserer Donnerstagabende mit Andachten gestalten, mit Evangelienlesung, Predigt und Musik. Es sei versucht, zum sonntäglichen Vormittag eine weitere Säule unseres religiösen Lebens aufzurichten. Unsere kultischen Abende sind geeignet, Menschen einzuladen, die von der “anspruchsvollen” Weihehandlung zunächst sich überfordert fühlen würden.

Im Bewusstsein unserer Umwelt, aber auch des Arbeitsaufwandes und erheblicher Druck- und Portokosten wegen senden wir Gemeindebriefe künftig per eMail. Wenn Sie derzeit noch Papierpost erhalten, aber zukünftig auch auf reguläre Papierpost verzichten wollen, können Sie hier den Newsletter abonnieren.

Während der Sommerferien haben wir tatsächlich “trotz allem” die ersten drei Wochen der Kinder- und Jugendarbeit gewidmet. Davon werden wir berichten. Die letzten drei Ferienwochen sind wir im Urlaub.

Nun grüßen wir Sie alle sehr herzlich und senden Ihnen die allerbesten Gedanken zu und verbleiben in Verbundenheit als Ihre Pfarrer
Arianne & Laurens Hornemann